Chronik der Burg Lichtenfels

   

Einst auf einem bewaldeten Felskopf über dem linken Kampufer gelegen, steht die Ruine heute auf einer Halbinsel inmitten des Stausees Ottenstein und bietet von der Stauseebrücke einen überaus malerischen Anblick. In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts hatten anschließend an das alte Hoheitsgebiet der Kuenringer kleinere Adelsgeschlechter vom deutschen König Besitz erhalten, um das dicht bewaldete Gebiet südlich des Kampflusses urbar zu machen. Burg Lichtenfels und der Markt Friedersbach waren eines jener kleinen Herrschaftsbereiche, welche ursprünglich außerhalb der österr. Mark gegründet wurden und erst 1156 in eine engere Bindung zum Herzogtum kamen.

                                                                                                                                                                       
                                                                                                                                                     Derzeitiges Aussehen der Ruine Lichtenfels
Um 1136 ist in dieser Gegend Hartung von Rauheneck mit seinen Söhnen Albero, Otto und Ortlof nachgewiesen, welcher auf Grund einer königlichen Schenkung den Wald gerodet und die Burg Mitte des 12. Jahrhunderts erbaut hatte. Als Vorgängerbau zu Lichtenfels gründete er die Burg-Kirchenanlage in Friedersbach und etwas entfernt den Ort selbst.
1159 erhob Bischof Konrad von Passau die Laurentiuskappele der Burg-Kirchenanlage in Friedersbach zur Pfarrkirche, wodurch Friedersbach der wirtschaftliche und seelsorge-rische Mittelpunkt dieser kleinen Herrschaft wurde.

                 Burg Lichtenfels anno 1672,  Stich von Vischer
 

Gleichzeitig nahmen Hartung und seine Söhne das Gebiet von Herzog Heinrich II zu Lehen.
Die Herren von Rauheneck die ab 1200 den Beinamen die Tursen (= Riesen) annahmen, waren ein in Niederösterreich weit verzweigtes Ministerialengeschlecht.
Sie trugen die Herrschaft Lichtenfels bis 1335 zu Lehen, die dann dem Herzog anheim fiel. Die bekannteste Persönlichkeit aus dem Geschlecht der Tursen ist Hugo der Turs zu Lichtenfels der zum ersten Mal 1248 in einer Urkunde aufscheint, die besonders deswegen von besonderem Interesse ist, weil sie die älteste bekannte in deutscher Sprache abgefasste Urkunde in Österreich ist. Das erledigte Lehen wurde nach 1335 den Herren von Kapell verliehen. 1408 war Ulrich Öder von Öd landesfürstlicher Pfleger hier. Es folgten nun als Lehensinhaber Georg von Dachsberg und Jörg von Rappach ( bis 1437).

                                                                                                                                                           
                                                                                                                                                                                                                                        Blick durch den Burghof

 

                 Der Burgfried

In diese Zeit fielen die Kämpfe mit den Hussiten, die die Gegend verheerten und das Stift Zwettl verbrannten. Klugerweise hatten die Mönche 1427/28 ihre Kostbarkeiten und die Bibliothek in die versteckte Waldburg Lich-tenfels verlagert, so dass diese den plündernden Husitten entgingen. In den folgenden 2 Jahrhunderten wechselten die Lehensinhaber ziemlich rasch.
1623 kaufte Hans Unterholzer von Kranichberg Burg und Herrschaft Lichtenfels vom Kaiser als freies Eigen und vereinigte sie 1628 mit seiner Herrschaft Rastenberg. 1774 übernahmen die gesamten Güter die Familie der Freiherrn von Bartenstein, die in der Folge die aus der Hand liegende Burg Lichtenfels dem Verfall überließ.
1790 kaufte Stift Zwettl einen Teil des Daches. 1804 räumte man die letzte Wohnung. Die Burg die 1672 auf einem Stich von Vischer noch als großartiger Wehrbau dargestellt ist, wurde seither zur Ruine. Nur die dem hl. Paulus geweihte Schlosskapelle ist unter Dach erhalten und war bis in das letzte Jahrhundert ein beliebtes Wallfahrtsziel.
Seit 1872 ist die ehem. Herrschaft Lichtenfels im Besitz der gräflichen Familie Thurn-Valsassina.

 

   Quelle: Walter Pongratz, Gerhard Seebach, Burgen und Schlösser, Litschau-Zwettl-Ottenschlag-Weitra, Birkenverlag Wien, 1971               

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