An diesem Wochenende sollte
es soweit sein. Wir wollten zumindest eine Nacht mit Zelt und Kanu am
Stausee verbringen. Schon am Freitag hatte ich Zelt, Luftmatratzen, Schlafsäcke, Grill und Gaslaterne
im Auto verstaut und am Samstag ging es bereits um 08.00 Uhr los. Die
Kühltasche war gut gefüllt mit Getränken und Grillwürsten. Außerdem hatte
ich ausreichend Brot, H-Milch, Instantkaffee und „stilles“ Mineralwasser zum
Kaffeekochen gekauft. Um 09.45 Uhr waren wir am Stausee. Doch was für eine
Enttäuschung, unsere übliche Zufahrt zum See war wegen
Asphaltierungsarbeiten gesperrt. Jetzt hieß es einen anderen Zugang zum See
zu finden. Nach einigen Kilometern bergauf und bergab durch den Wald, teils
mit dem Auto und teils zu Fuß und nachdem wir schon aufgeben wollten, fanden
wir endlich einen anderen Weg zum See, der nicht mit einem Schranken
versperrt oder mit Fahrverbotstafeln beschildert war. Rasch booteten wir ein, versperrten
den Wagen und fuhren los, um einen geeignet scheinenden Zeltplatz zu suchen. Unsere
Campingausrüstung ließen wir vorerst „schlauerweise“ im Auto.
Nach einiger
Zeit der Suche legten wir auf „Canoe-Island“ an und beschlossen, auch hier
zu übernachten. Doch zuerst erholten wir uns ausgiebig, schwammen und lagen
faul in der Sonne. Hin und wieder kamen
Boote
vorbei, die
aber alle nach einer kurzen Rast und einer Abkühlung im See wieder weiter fuhren. Am früheren Nachmittag ließ ich dann Ilka bei unseren
Utensilien zurück, paddelte alleine zu unserem Auto und holte unsere
Campingausrüstung. Jetzt ärgerte ich mich, dass wir sie nicht gleich
mitgenommen hatten. Wieder den steilen Berg zu Fuß zum Auto marschiert und das Zelt
samt Zubehör geholt. Der Kanadier war ziemlich vollgepackt, als ich endlich
wieder zurückpaddelte.
Es war meine erste längere Solofahrt, doch es gelang
mir auf Anhieb geradeaus zu paddeln ohne dabei ununterbrochen wie ein Anfänger die
Seite wechseln zu müssen und trotzdem in Schlangenlinie zu fahren.
Wieder
auf der Insel angekommen stellte ich viel zu früh das
Zelt auf, auch auf die
Gefahr hin, dass wir von Forst- oder Fischereiaufsehern gesehen und
vertrieben werden würden. Ich wollte aber nicht länger warten, weil es
verdächtig nach Gewitter aussah. In Rekordzeit stand das Zelt. Kurz danach
kam ein älteres Ehepaar, das mit dem Wohnwagen Urlaub auf dem Camping-platz
"Lichtenfels" machte, mit einem Solar-Elektroboot vorbei. Wir plauderten
eine Weile und als wir ihnen erzählten, dass wir das Wochenende mit Zelt und
Kanadier auf der Insel verbringen würden, meinten sie, dass bei uns noch
echter "Pioniergeist" zu spüren sei. Die restliche Zeit bis zum Abend
schlugen wir uns mit „relaxen“ tot. Das heißt, dass Ilka tapfer im diesmal
wirklich warmen See schwamm und ich mit einem kühlen Getränk in der Hand bis zur Brust im Wasser stand und zusah.
Endlich war es Zeit unser
Abendessen zuzubereiten und ich stellte unseren neuen Gasgrill auf. Zwar
nicht gerade stilgemäß, aber als Zugeständnis an die moderne Technik ist er
Grill sowie Campingkocher zugleich und erspart das schweißtreibende Warten
bis Holzkohlen die nötige Hitze geben. Bald zog ein herrlicher Duft nach
Bratwürsten über die Insel. Als sie
gar waren schmausten wir mit Genuss unser Abendmahl. Bereits vorher hatten
wir Feuerholz gesammelt und aus Steinen eine Feuerstelle gebaut. Dabei
wurden Erinnerungen an unsere Jugend wach. Doch aus dem romantischen Abend
am Lagerfeuer wurde leider nichts. Kurz nach dem Essen begann es zu tröpfeln
und wir zogen uns in das Zelt zurück. Bald danach brach ein Gewitter los. Es
blitzte, donnerte und goss wie mit Kübeln, aber unser altes Zelt bestand
diese Bewährungsprobe mit Auszeichnung. Eingehüllt in unsere Schlafsäcke
verbrachten wir eine trockene und warme Nacht. Ich hatte schon lange nicht
mehr so gut geschlafen.
Um sieben Uhr morgens stand ich leise auf und legte unseren Kocher trocken,
den wir bei unserem Rückzug ins Zelt am Abend im Freien vergessen hatten.
Es war
unglaublich schön auf dem noch spiegelglatten See von dem der morgendliche
Nebel aufstieg. Eine zauberhafte Stimmung in die man sich verlieben kann.
Ich genoss eine Weile diese friedliche Bild und als die Nebelschwaden sich
etwas gehoben hatten fotografierte ich unser Lager von der
anderen Seite der Bucht,
machte danach Wasser heiß und kochte Kaffee. Als er fertig war weckte ich
Ilka. Es hatte in der Nacht doch etwas abgekühlt und fröstelnd tranken wir
unsere Tassen leer. Anschließend gingen wir zum Seeufer und schöpften das
Regenwasser aus unserem Boot, da wir es am Abend verabsäumt hatten den
Kanadier umzudrehen. Die aufgehende Sonne und eine leichte Brise trockneten
unsere Sachen relativ schnell und nach einer Frühstückszigarette bauten wir
dann unser Nachtlager ab und luden alles wieder in das Kanu.
Gemeinsam paddelten wir zurück zum Auto, zogen dort das Boot ans Ufer und
verstauten unsere Campingausrüstung wieder im Kofferraum.
Dann fuhren wir mit dem Wagen zum Seerestaurant und verputzten dort ein
riesiges Frühstück. Dabei beschlossen wir, den restlichen Tag mit der
Erforschung des uns noch unbekannten Teils des Sees zu verbringen und
auch zur
Ruine Lichtenfels
hinauf zu klettern. So machten wir es dann auch und ich konnte dabei einige
nette
Fotos schießen.
Der Tag verging viel zu
schnell und bald war es Zeit für die Rückreise.
Wir paddelten wieder zurück zum Auto. Ein letztes Mal den Berg
hochgeklettert und unseren Wagen geholt. Gemeinsam verzurrten wir das Kanu
auf dem Dach. Nach einer letzten abenteuerlichen Fahrt über Stock und Stein
durch den Wald waren wir auf der Hauptstraße und fuhren Richtung Heimat. In
Mold legten wir die schon obligate Pause in unserem Stammgasthof ein. Ilka trank
Kaffee, aß dazu eine Mohntorte und danach eine riesige Portion Fruchteis.
Ich aß eine Brettljause und trank dazu ein kühles Bier. Dabei stellten wir beide fest, dass es ein
wunderschönes Wochenende gewesen war. Wir machen jetzt schon Pläne für
unsere nächste Ausfahrt mit unserem Kanadier, der uns bis jetzt schon viel
Freude gemacht hat.
Da unsere Paddelkünste durch "learning by doing" inzwischen erstaunliche Fortschritte gemacht haben
und wir die diversen Grundschläge und Manöver einigermaßen beherrschen,
möchten wir uns demnächst an eine Ausfahrt auf einem nicht zu schwierigen
Fluss wagen. Auch eine Fahrt durch den "Gießgang", einem Bewässerungsarm der
Donauauen zwischen den Donaukraftwerken Altenwörth und Greifenstein, schwebt
uns vor. Ich werde dann natürlich wieder ausführlich in Wort und Bild
darüber berichten.
|